Die Veranstaltung brachte rund 70 öffentlich bestellte Sachverständige hauptsächlich aus Rheinland-Pfalz aber auch aus dem Saarland und Nordrhein-Westfalen zusammen und bot eine Plattform für fachlichen Austausch und Weiterbildung. Darüber hinaus nahmen auch mehrere Interessenten zur öffentlichen Bestellung und Vereidigung teil, die die Gelegenheit nutzten, sich über die Anforderungen und Tätigkeitsfelder der Sachverständigenarbeit zu informieren.
Das abwechslungsreiche Tagesprogramm begann der Eröffnung und Begrüßung durch Ökonomierat Michael Horper, Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. In seiner Ansprache betonte er die Bedeutung der öffentlich bestellten Sachverständigen für die Gesellschaft und betonte auch die wachsende Bedeutung der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz für die Arbeit der Sachverständigen.
Ein besonderer Moment zu Beginn der Veranstaltung war außerdem die Ehrung und Verabschiedung von Herrn Kurt-Georg Freund aus Bad Dürkheim. Ökonomierat Michael Horper würdigte Herrn Freund für seine beeindruckende über 45-jährige Tätigkeit als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger im Weinbau. Mit herzlichen Worten hob Horper das außergewöhnliche Engagement und die fachliche Kompetenz von Kurt-Georg Freund hervor, die er über Jahrzehnte hinweg für den weinbaulichen Berufsstand eingesetzt hat. Die Teilnehmenden zollten Herrn Freund großen Applaus und dankten ihm für seine großen Verdienste.
Das Fachprogramm begann mit einem Vortrag zur elektronischen Kommunikation mit Gerichten von Patrick Gabriel aus dem rheinland-pfälzischen Justizministerium. Die Teilnehmenden erhielten praxisnahe Einblicke in digitale Prozesse und die rechtlichen Rahmenbedingungen für den sicheren Austausch ihrer Gutachten mit Gerichten.
Im Anschluss präsentierte Dipl.-Verwaltungswirt Thomas Braun in einem spannenden und interaktiven Vortrag die Anwendungsmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz (KI) im Sachverständigenbüro. Dabei zeigte er zunächst die Grundlagen und Potenziale von KI auf und ging dann vertiefend auf konkrete Tools und Softwarelösungen ein, die die tägliche Arbeit der Sachverständigen effizienter gestalten können. Auch die Risiken und Schwächen der KI wurden behandelt.
Das Vormittagsprogramm war für alle Teilnehmenden gleichermaßen interessant und regte lebhafte Diskussionen über die zukünftige Rolle digitaler Technologien im Sachverständigenwesen an.
Fachlicher Austausch im Nachmittagsprogramm
Am Nachmittag teilten sich die Teilnehmenden in drei Fachgruppen auf, um sich in ihren jeweiligen Spezialgebieten weiterzubilden:
- Landwirtschaft/Weinbau: Der Vortrag zur Bodenwertermittlung für Hofstellen im Außenbereich von Christian Paulik (Oberer Gutachterausschuss RLP) lieferte wertvolle Informationen zur sachgerechten Bewertung landwirtschaftlicher Flächen und Gebäude. Danach erklärte Dr. Anja Mannuß von der LUFA Speyer die ordnungsgemäße Probennahme für Bodenanalysen und deren Bedeutung für fundierte Gutachten, was von den Teilnehmenden mit großem Interesse verfolgt wurde.
- Gartenbau: Christine Andres, öffentlich bestellte Sachverständige aus Stuttgart, gab praxisnahe Einblicke in die marktüblichen Kosten für Freianlagen und erläuterte, wie sich Materialpreise, Arbeitskosten und Standortfaktoren auf die Kalkulation auswirken. Der anschließende Vortrag von Dr. Cedric Vornholt (Rechtsanwalt, Frankfurt am Main) zum Thema Baumschutz contra Eigentumsrecht führte zu einer angeregten Diskussion über rechtliche Grauzonen und deren Auswirkungen auf den Gutachteralltag.
- Forsten: Die Forstsachverständigen setzten sich mit Grenzbäumen in der Waldbewertung auseinander. Dr. Stefan Wöhrl aus Hessen veranschaulichte, wie Grenzbäume rechtlich einzuordnen sind und wie Konflikte um Grenzverläufe vermieden werden können. Danach präsentierte Dr. Eva V. Müller von der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft in Trippstadt innovative Maßnahmen zum Wasserrückhalt im Wald und erklärte deren Bedeutung für den Klimaschutz und die nachhaltige Waldbewirtschaftung.
Die Resonanz war durchweg positiv – viele Sachverständige betonten den fachlichen Mehrwert, die guten Kontakte während der Veranstaltung und die Relevanz der behandelten Themen.
Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz bedankt sich herzlich bei allen Referenten und Teilnehmenden für die engagierte Mitwirkung. Die Jahrestagung hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig der fachliche Austausch und die kontinuierliche Weiterbildung für die Sachverständigenarbeit sind.
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr!
Einige allgemeine Informationen über das Sachverständigenwesen zum Schluss:
Derzeit sind ca. 70 Sachverständige unterschiedlicher Sachgebiete durch die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz in den Bereichen Landwirtschaft, Weinbau, Gartenbau, Forsten, Fischerei und Umweltschutz öffentlich bestellt und vereidigt. Sie verfassen in meist strittigen Angelegenheiten Gutachten für Gerichte, Behörden, Versicherungen, aber auch Privatpersonen. Durch diese objektiven, fachlichen Sachverhaltsdarstellungen tragen sie oft zur Klärung von der Angelegenheiten bei. Damit leisten sie einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag. Neben der Durchführung der Überprüfungsverfahren bei der Bestellung von Sachverständigen obliegt der Landwirtschaftskammer auch deren Betreuung. Hierzu zählen unter anderem die Organisation von Arbeitskreisen zum Erfahrungsaustausch sowie die Durchführung von Tagungen und Seminaren.
Bei Interesse an der Sachverständigentätigkeit besteht immer die Möglichkeit zur unverbindlichen Teilnahme an den Veranstaltungen, aber auch für persönliche Informationsgespräche.
Weitere Informationen zur öffentlichen Bestellung und zum Sachverständigenwesen sowie eine Liste aller öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen finden sich im Internet.
Gerne kann man sich auch telefonisch bei den Mitarbeitern des Referates Sachverständigenwesen und Agrarstatistik (0671/793 -627 -120 -124) melden.