In der Nacht von Montag auf Dienstag, 22. auf 23. April, fielen die Temperaturen in weiten Teilen von Rheinland-Pfalz deutlich unter null Grad. Da die Vegetation in den Wochen zuvor durch anhaltend milde Temperaturen und ausreichend Feuchtigkeit zum Wuchs angeregt war, blickten zahlreiche Winzer und Obstbauern angespannt auf die Wetterberichte.
In der konstituierenden Sitzung des Ausschusses Unternehmensentwicklung der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz tauschten sich die Mitglieder aus den verschiedenen Regionen des Bundeslandes darüber aus, welche Frostschäden jeweils zu beklagen waren.
Hunsrück: „Außer Schneebruch im Wald so gut wie nichts passiert“, hieß es. Ob der Raps größere Schäden durch die zehn Zentimeter Pappschnee davongetragen hat, muss abgewartet werden.
Nahe: Vor allem an der mittleren Nahe gibt es vereinzelt massive Schäden in den Weinlagen. In den Weinbaugemeinden westlich von Bad Kreuznach gebe es zahlreiche Verluste zu melden.
Rund um Mainz-Hechtsheim: „Die Erdbeerfelder haben stark gelitten“, berichteten die Ausschussmitglieder, da auch hier die Blüte schon weit vorangeschritten war. Auch im Weinbau sind Schäden rund um die Landeshauptstadt gemeldet worden. Die Aprikosen in Mainz-Drais habe es wie die Erdbeeren hart getroffen.
Mosel: Die Flachanlagen an der Mittelmosel seien vom Frost deutlich betroffen, die Steillagen weniger. Erschwerend käme hinzu, dass nur wenige Betriebe gegen diese Schadensereignisse versichert seien. „Und jetzt werden die Versicherungen noch zurückhaltender sein, entsprechende Policen abzuschließen“, kommentierten die Ausschussmitglieder die aktuelle Situation. Die Hoffnung der geschädigten Weinbaubetriebe liege nun auf der Entwicklung der Beiaugen und dass kein Frost mehr eintrete.
Rheinhessen: Hier zeigt sich besonders deutlich, dass die Auswirkungen dieses Frostereignisses sehr unterschiedlich ausfallen. Bei einigen Lagen rund um Wallertheim seien teilweise 50 Prozent und mehr der Weinlagen betroffen, bei Guntersblum seien es deutlich weniger. Die für Frost anfälligeren Lagen bei Ingelheim habe es auch diesmal getroffen, und da die Beiaugen stellenweise weit ausgetrieben seien, habe der Frost auch sie erfasst. „Wir müssen die nächsten Tage abwarten, wie sich die Schäden darstellen. Da der Frost früh im Jahr kam, liegt einige Hoffnung auf den Beiaugen“, erklärten die Winzer im Ausschuss.
Aus dem Kreis Cochem-Zell wurden keine schweren Schäden gemeldet, auch beim Raps nicht, während man im Kreis Birkenfeld die Auswirkungen beim Raps erst noch abwarten muss.
Aus dem Landkreis Kusel kamen keine Schadensmeldungen.
Südpfalz: Vor allem die Senken oder Abschnitte, in welchen die Kaltluft etwa durch Heckenstreifen am Abfließen gehindert wurde, sind deutliche Frostschäden in den Weinbergen entstanden. Auch dort sind die Beiaugen schon so weit ausgetrieben, dass man mancherorts von einem Totalausfall ausgehen muss. „Und die Eisheiligen stehen uns ja noch bevor“, hieß es einmütig.
Eifel: Den Obstbau habe es im nördlichen Rheinland-Pfalz schwer erwischt – aber dies auch nur stellenweise.
„Insgesamt ein Ereignis, das örtlich begrenzt, aber in seiner ganzen Bandbreite von leicht bis Totalausfall aufgetreten ist. Die Auswirkungen werden wir erst in den nächsten Tagen und Wochen sehen“, fasste Kammerpräsident Ökonomierat Michael Horper zusammen.
Im Rahmen der regulären Tagesordnung konstituierte sich der Ausschuss Unternehmensentwicklung mit Ökonomierätin Ilse Wambsganß als Vorsitzende an der Spitze. Stellvertretender Vorsitzender Matthias Helm. Als zugewählte Ausschussmitglieder fungieren Philipp Wasem und Gerhard Stümper. Neben den Regularien besprachen die Mitglieder die Gestaltung ihrer zukünftigen Arbeit. Außerdem auf der Tagesordnung: die Kostenanalyse bei Flaschen- und Fasswein mit bestimmten digitalen Anwendungen.