In den letzten Tagen vor der Schau stand die Veranstaltung auf der Kippe, ob der Schaftag nach dem ersten Blauzungenfall in den Niederlanden, Belgien und kürzlich in Deutschland, im benachbarten NRW, überhaupt möglich ist. Die Nerven waren hier schon angespannt. Früh genug kam dann die Meldung, dass es für Rheinland-Pfalz keine Restriktionen gibt und die Schau wie geplant stattfinden kann. Die Freude war, groß, dass 16 Betriebe mit 15 verschiedenen Rassen vertreten waren. Hier wurde ein guter Querschnitt der rheinland-pfälzischen Schafzucht dem städtischen und Fachpublikum vorgestellt.
Gemeinsam mit den Fachberatern nahm der Zuchtleiter Heinrich Schulte, teils die jungen Schafe im Herdbuch auf und rangierte alle aufgetrieben 80 Schafe in den einzelnen Rasseklassen.
Bei der großen Rassevielfalt in Rheinland-Pfalz sind weit über die Hälfte der Rassen gefährdete Schafrassen, die hier im Herdbuch erhalten und von den Züchtern mit viel Engagement weiterentwickelt werden.
Während der Eintragung und Rangierung stellte Marco Berweiler, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, die einzelnen Rassen und die Demoschur von Thomas Müller, Isert dem Publikum vor.
Begonnen wurde mit den gefährdeten Landrassen. In den Mittelgebirgslagen werden heute auch Bergschafrassen gehalten, die hier bei uns gut zurechtkommen. Werner Müller aus Honerath zeigte hier das Braune und das Schwarze Bergschaf, die einen sehr ordentlichen Eindruck hinterließen. Bei den stark gefährdeten Gescheckten Bergschafen stellte Anje Hamann-Kraut, Mendig, ein paar rassetypische Tiere vor. Die rahmigsten Schafe der Schau stellte Frau Dr. Sandra Köhnke, Heimbach-Weis, mit ihren langbeinigen Tiroler Bergschafen vor. Zu den Alpinenrassen gehören auch die feingliedrigen Krainer Steinschafe mit ihrer auffälligen Kopfzeichnung. Ausgestellt wurden sie von Juliane Lemke aus Bottenbach.
Bei den zurzeit sehr gefragten auffälligen Waliser Schwarznasenschafe waren die beiden Züchter Annabell Kehl-Beckmann, Kirburg, und die Zuchtgemeinschaft Heck & Scheurer, Freisbach vertreten. Die Bockklasse konnte Mogli aus der Zucht von Heck & Scheurer und dem Besitz von Kehl-Beckmann in allen Merkmalen für sich entscheiden. Bei den weiblichen Tieren stand ebenfalls ein ausgeglichenes Tier aus der Zucht Heck-Scheurer vorn.
Gotländischen Pelzschafe präsentierte Simone-Adams, Lahr. Diese sehr anschauliche Gruppe wurde hervorragend von den jungen Kindern und Bekannten der Familie Hamper dem Publikum vorgestellt. Besonders im Auge fiel der neue Zuchtbock, der hoffentlich für weitere ordentliche Nachzucht sorgen wird.
Frau Dr. Stauffer-Bescher, Bolanden, präsentierte zwei Ostfriesische Milchschaf-Lämmer aus dem Januar 2023. Zwei gut entwickelte Tiere, ein Bock- und Mutterlamm, die in jeder Beziehung überzeugen konnten. Sie zeigten die Farbvarianz der Rasse, Korrektheit und Entwicklungspotenzial dieser Milchrasse.
Mit der grau gehörnten Heidschnucke war aus dem Kreis Trier-Saarburg Fabian Weiland, Konz vertreten. Ebenfalls eine sehr ausgeglichene, rassetypische Gruppe, die begeistern konnte.
Ein perfekter Eindruck hinterließ die Rhönschaf-Gruppe von Dr. Lothar Wehner, Kirchberg. Hier stand die Bundessiegerin aus 2022 mit zwei prächtig entwickelten Lämmern auf Ia. Sie zeigte ihren perfekten Körper und Rassetyp und sie stellte unter Beweis, dass sie auch eine ordentliche Nachzucht hinterlässt.
Bei den Coburger Füchsen wurde eine sehr starke Gruppe von Klaus Engels, Anschau, gezeigt. Hier siegte ein perfektes Schaf, das gegenüber den Stallgefährten noch mit etwas mehr Länge im Körper überzeugen konnte.
Die Zuchtstätte Stauffer-Bescher, Bolanden, hatte auch noch fünf Shropshire-Lämmer mit. Hier stach insbesondere die Kat-Nr.: 49, aus der Gruppe heraus. Ein sehr rahmiges Mutterlamm, mit viel Fleisch und einem perfekten Körperbau.
Die junge Schafrasse Nolana wurde ausgestellt von Finn-Ole Stephan, Oberwiesen. Diese weißen Harrschafe sind sehr fleischreich und sie sollen Im Frühjahr ohne Schur komplett abhaaren, sodass die Tiere nicht geschoren werden müssen.
Bei den Braunen Haarschafen hatten Jan und Andrea Engelmeyer, Üxheim, eine sehr ansehnliche Gruppe mitgebracht. Bei den Böcken stand auf Ia, der sich einwandfrei bewegende Bock Marvin, vor dem sehr stark bemuskelten und entwickelten Stallgefährten Keks. Die weiblichen Tiere überzeugten mit viel Breite und Körper. Hier war am stärksten das jüngste Braune Haarschaf ausgeprägt.
Mit der Rassegruppe der Merino-Landschafe präsentierte die Schäferei Brendel GbR, Börrstadt eine Landschafrasse, die sich in puncto Wolle, Rahmen und Bemuskelung gewaltig weiterentwickelt hat. Die Gruppe bestach durch ihre Ausgeglichenheit, Fleischansatz und Korrektheit.
In den letzten drei Klassen der Schwarzköpfigen Fleischschafe wurde der hohe Stellenwert dieser heimischen Zucht in Rheinland-Pfalz demonstriert. Gleich bei der Zuchtbockkonkurrenz standen hier Vatertiere aus den bekanntesten Zuchtstätten Deutschlands in Konkurrenz. Hier konnte über die etwas mehr Korrektheit verfügende Morigl-Bock aus dem Gemeinschaftsbesitz, Friedel Bous, Mayen-Alzheim, und Hermann Naunheim, Strotzbüsch, vor dem sehr körperstarken, langen Bock von Theo Bous, Mayen-Alzheim, sich in der Klasse durchsetzen. Bei den weiblichen Schwarzköpfen wurde die große Konkurrenz in zwei Klassen aufgeteilt. Bei den Einjährigen und Mutterlämmern überzeugte mit der Entwickelung, Breite und Korrektheit ein Mutterlamm von Friedel Bous, der auch später den Reservesieg bei den weiblichen Tieren der Rasse zuerkannt wurde. Die schwierigste Klasse des Tages war die Klasse der älteren Schafe. Diese Klasse war mit sieben Schafen sehr stark besetzt. Ein Niveau, wie auf einer großen Bundesschau, das eine volle Konzentration der Preisrichter forderte. Mit dem Klassensieg und späteren Siegerpreis bei den weiblichen Schwarzköpfen wurde das älteste Schaf der Rasse ausgezeichnet. Ein gut entwickeltes Tier mit viel Breite und einem glasklaren Fundament. Das ist der Beweis, dass sich gute Entwicklung und Funktionalität nicht ausschließen. Ein Tier, das den aktuellen Anforderungen des praktizierten Tierwohls entspricht! Beachtlich war auch die Einrangierung von den beiden Mutterschafen von Hermann Naunheim, Strotzbüsch, die sich in dieser gigantischen Klasse einen Ic und Id Preis wiederfinden konnten.
Bei der Auswahl der Miss Mayen hatten sich 16 Schafe für die Auswahl qualifiziert. In der engeren Wahl stand die Klassensiegerin bei den Coburger Fuchsschafen von Engels, das Waliser Schwarznasenschaf von der Zuchtgemeinschaft Heck & Scheurer, das Merino-Schaf der Schäferei Brendel GbR und das Schwarzköpfige Fleischschaf von Friedel Bous. Schließlich konnte das Ausnahmeschaf Kat-Nr. 82 von Friedel Bous den Wettbewerb für sich entscheiden und sich jetzt in der Prämierungsliste mit dem Titel Miss Mayen 2023 eintragen.
Bei den Böcken traf ebenfalls eine große Konkurrenz aufeinander. Hier wurden fünf Tiere in die engere Wahl einbezogen. Das Gotländische Pelzschaf von Hamper-Adams, das Braune Haarschaf von Engelmeyer, Ostfriesische Milchschaf von Stauffer-Bescher, der Merino-Bock von der Schäferei Brendel und der Schwarzköpfige Fleischschafbock aus dem Gemeinschaftsbesitz Bous und Naunheim. Die Ausgeglichenheit in allen Merkmalen, hoher Fleischansatz, mit Korrektheit kombiniert führte dazu, dass der Merinobock, ein Hertler-Bock aus dem Besitz von der Schäferei Brendel, zum neuen Mister Mayen 2023 gekürt wurde.
Bei der Ehrung der Miss und Mister Mayen durch den Oberbürgermeister Dirk Meid von Mayen stellte er fest, dass der Schafmarkt ein fester Bestandteil des Lukasmarkt ist und auch weiter bleiben wird. Die Stadt Mayen ist weiterhin sehr interessiert, dass der Schafmarkt der Stadt Mayen als Ursprung des Lukasmarkt erhalten bleibt. Der erste Vorsitzende Werner Neumann bedankte sich bei der Stadt für die Unterstützung und stellte fest, dass auch in diesem Jahr die Veranstaltung wieder ein Publikumsmagnet des Lukasmarktes ist.
Im Anschluss kam es dann zu einem weiteren Höhepunkt, ein Jungschäfer-Vorführwettbewerb. Hier hatten Kinder und Jugendliche die Aufgabe, ihre Schafe dem Publikum und dem Preisrichter vorzustellen. In der ersten Altersklasse waren sechs Teilnehmer im Alter von sieben bis elf Jahren angetreten. Die Teilnehmer setzten alle Aufgaben beim Vorführen und Aufstellen der Tiere einwandfrei um. Besonders aufmerksam war hier die Ricarda Hamper, Lahr, 11 Jahre alt, die mit ihrem Gotländischen Pelzschaf den 1. Platz erzielte. Alle anderen fünf Teilnehmer wurden für ihre starken Leistungen auf den Ib-Platz gesetzt. Bei dem älteren Vorführen wurde ohne Anleitung erwartet, dass Sie hier die Aufgabe mit ihrem Tier lösen. Hier war es der 13-jährige Henrik Meyer aus Weinsheim-Gondelsheim, der hier eine perfekte Vorstellung seines Tieres lieferte. Alle Teilnehmer des Wettbewerbs wurden mit schönen, gesponserten Sachpreisen belohnt.
Hier ein großer Dank an allem Beschickern der Schau, den Sponsoren, denn ohne ihre Arbeit und Unterstützung wäre eine solche Veranstaltung nicht möglich. Der großzügige Aufbau der Boxen ermöglicht es jedem Besucher, einen Einblick in die Schafzucht zu bekommen. Die Bewirtung mit Lammfleisch, wie in diesem Jahr durch den Hof Meerheck, Heimbach-Weis, bringt den Verbrauchern auch näher, dass die Schafe nicht nur Landschaftspfleger sind. Sie sorgen für eine hohe Biodiversität, und das Fleisch ist eine schmackhafte, hochwertige Bereicherung der Ernährung. Die Schafhaltung hat auch weiterhin eine große Bedeutung für die rheinland-pfälzische Kulturlandschaft.
Der große Zuschauerzuspruch, den vielen Gesprächen rund um die Schau belohnt jeden Aussteller und macht klar, wie wichtig solche Veranstaltungen für die Zucht und den Berufsstand sind.
Heinrich Schulte, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz