Liebe Landwirte, Winzer, Gärtner, Forstleute, Landfrauen und Landjugendliche,
es ist dunkel geworden in Europa. Als am 24. Februar Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine begann, war uns allen klar: Das wird Auswirkungen für uns alle haben. Ein Krieg, der eine Energiekrise auslöste, und eine Klimakrise, die in ihren Auswirkungen noch längst nicht die volle Entfaltung zeigt, aber trotzdem schon deutlich spürbar ist. Dabei haben wir uns alle nach der globalen Pandemie namens Corona etwas mehr Zeit zum Durchatmen gewünscht. Es konnten zwar fast alle Veranstaltungen der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz erstmals seit 2019 wieder in ihrer ursprünglichen Größe durchgeführt werden, doch fortan gehörte das Wort „Krise“ zum Standardrepertoire jeder Ansprache.
John F. Kennedy wird folgendes Zitat zugeschrieben: „Im Chinesischen setzt sich das Wort ,Krise‘ aus zwei Schriftzeichen zusammen: Gefahr und Gelegenheit.“ Wir in der Landwirtschaft Tätigen stehen mehrfach im Fokus der verschiedenen Problemlagen. Nicht nur die immens gestiegenen Energiepreise und infolgedessen auch irrwitzige Preise in allen anderen Bereichen bedrohen Existenzen. Zusätzlich sind es gesetzliche Regelungen – geplante oder bereits umgesetzte –, die die ohnehin sehr schwierige Situation noch verschärfen. Der unsinnige Vorschlag der EU-Kommission, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in gefährdeten Gebieten zu verbieten, gehört sicherlich dazu.
Der ungewöhnlich trockene Sommer hat uns allen vor Augen geführt, wie weit der Klimawandel bereits vorangeschritten ist. Glücklicherweise hat es doch noch ausreichende Niederschläge gegeben, und die Winzerinnen und Winzer werden wieder einen hervorragenden Weinjahrgang präsentieren können. Dennoch muss sich die Landwirtschaft dauerhaft auf die Klimakrise einstellen und an Lösungen arbeiten. Um im Bild zu bleiben: Das sind die Gefahren für uns, die wir die Ernährungssicherheit in unserem Land gewährleisten. Und wenn Kennedy recht hatte, gibt es auch Gelegenheiten.
So gelingt es uns etwa beim Projekt „Lernort Bauernhof“ zunehmend, schon die Jüngsten der Gesellschaft im Rahmen schulischer Bildung an die Landwirtschaft heranzuführen: Auf den Betrieben zeigen zertifizierte Bauernhofpädagoginnen und -pädagogen die Zusammenhänge am lebendigen Beispiel. Wenn die Menschen wissen, wie Landwirtschaft funktioniert, können sie dafür ein Verständnis entwickeln. Und dann wird es uns auch gelingen, als Gesellschaft am sprichwörtlichen gemeinsamen Strang zu ziehen und diese Krisen zu überstehen.
Lassen Sie uns dafür arbeiten, dass es wieder heller wird. Wir haben es zum großen Teil in der eigenen Hand, und das sollte uns Hoffnung machen.
An dieser Stelle möchte ich allen Mitarbeitenden der Landwirtschaftskammer sowie den Kolleginnen und Kollegen im Ehrenamt meinen Dank für die gute Arbeit im Jahr 2022 aussprechen.
Weihnachten ist keine Jahreszeit, sondern eine Gefühlslage, soll jemand gesagt haben: Bevor wir nun voller Tatendrang im neuen Jahr die Krisen hoffentlich in Gelegenheiten wandeln, wünsche ich Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes, vor allem gesundes, erfolgreiches Jahr 2023.
Ökonomierat Norbert Schindler, Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz