Der Brechelbacher Hof verdankt seinen Namen einer ehemaligen Siedlung in der Gemarkung, bevor es Neunkirchen gab. Ursprünglich 1981 als Aussiedlung einer Hofstätte im Dorf mit Milchviehhaltung gegründet, stellte bereits Sven Hasenauers Vater den Betrieb 1996 aus Rentabilitätsgründen auf Mutterkuhhaltung um. Julia und Sven Hasenauer haben den Betrieb 2014 übernommen und einen zuvor gepachteten Betrieb aufgegeben. Seine Eltern betreiben seit 2014 die vom landwirtschaftlichen Betrieb losgelöste „Brechelbacher Hütte“, eine Rast- und Wanderstation, auf dem Betriebsgelände. Im Sommer, wenn die Charolais Kühe mit Nachzucht auf der Weide sind, werden die Scheunen mit Heu gefüllt. Die Überproduktion wird abverkauft, sodass im November wieder genug Platz für die Tiere frei ist. Nach der Aufstallung werden die Kälbchen vom Vorjahr/Frühjahr abgesetzt, um den Kühen eine Regenerationspause zu geben, bis die neuen Kälbchen dann zwischen Dezember und April geboren werden. Sind alle Kälbchen wohlauf beginnt erneut der Weideaustrieb ab Ende April. Die Charolais Zucht der Familie Hasenauer umfasst dabei ca. 100 Mutterkühe und 5-7 Deckbullen. Dank der artgerechten Haltung werden die Mutterkühe hier bis zu 15 Jahre alt. 2005 hat der Betrieb die Biozulassung erhalten und alles was die Tiere brauchen wird selbst hergestellt, Getreide in Bio Qualität gehört auch dazu. Lediglich Stroh muss zugekauft werden, da der geringe Getreideanteil nicht den Strohbedarf für den Winter decken kann. Der Kreislauf endet mit der Vermarktung der Tiere. Einen Teil bringt Familie Hasenauer selbst zum Schlachter. Von dort gelangen die Produkte in die Regale einer Supermarktkette. Hier sind immer mehr Färsen, also weibliche Jungtiere, gefragt. Direkt ab Hof wird ca. ein Tier pro Monat vermarktet. Ein Teil der abgesetzten Jungtiere wird in die Zucht verkauft, einige bleiben aber auch als eigene Nachzucht auf dem Hof. Zuletzt werden auch männliche Absetzer in die Mast verkauft.
Der Brechelbacher Hof ist seit 2018 LOB Betrieb. Julia Hasenauer kümmert sich um die Schulklassenbesuche und pflegt eine Kooperation mit dem Pfadfinderschaft St. Georg aus dem Nachbardorf. Dieser bietet ganze Programme für Klassenfahrten an und der Hofbesuch ist Teil davon. Auf dem Hof angekommen dient die Wanderstation als Treffpunkt und Pausenort. Das Konzept beinhaltet immer drei Teile: ein Quiz, eine Rallye und den direkten Tierkontakt im Stall mit Julia Hasenauer. Dabei werden nur ausgewählte Tiere einbezogen, da insbesondere bei den behornten Tieren ein gewisses Verletzungsrisiko besteht. Die Kühe reagieren auch anders auf die Kinder, wenn sie Kälbchen bei Fuß haben, daher ist Julia Hasenauer immer mit dabei. Die Gruppe wird somit dreigeteilt und die Kinder dürfen sich auf dem Hof und den angrenzenden Weiden frei bewegen, um die Aufgaben zu lösen. Hier und da darf auch ein weiterer Mitarbeiter um Hilfe gebeten werden. So sind die Kinder selbstständig unterwegs und müssen sich organisieren, am Ende treffen sich alle wieder in der Hütte und tauschen sich aus. Unterwegs dürfen auch die Hühner und Pferde gestreichelt werden, die auf dem Hof leben. Julia Hasenauer stellt fest, dass sich die Kinder am meisten für die Pflege und Versorgung Tiere interessieren und gerade die älteren Jugendlichen viele Fragen zum Thema Schlachtung und Fleischgewinnung hätten. Die schönsten Erlebnisse bei Schulklassenbesuchen seien, wenn Kinder und Tiere in Kontakt kommen und ein gegenseitiges Interesse aneinander besteht. Für Viele sei es eine scheinbar neue Erkenntnis, dass hinter „ihrem Steak“ ein lebendiges Tier steckt und dadurch die Sicht auf die Dinge beeinflusst wird. Spannend sei es hier, den Austausch der Kinder untereinander zu erleben, wenn verschiedene Ansichten diskutiert werden. „Es sind die kleinen Momente, die in Erinnerung bleiben."
Vielen Dank für das Interview.