Landwirtschaftsministerin Daniela Schmitt skizzierte in einem Impuls die aktuelle Lage der Agrarbranche in Rheinland-Pfalz und beschrieb politische Herausforderungen. Die immer weiter zurückgehende Zahl landwirtschaftlicher Betriebe beobachte sie mit Sorge. „Diese Entwicklung lässt uns nicht kalt“, führte Ministerin Schmitt aus. Vor allem stetig wachsende Bürokratie und steigende Produktionskosten seien dafür verantwortlich. „Rheinland-Pfalz ist Agrarland im allerbesten Sinne. Gerade die kleinbäuerliche Struktur aus familiengeführten Betrieben machen die Branche aus. Hier unterstützen wir nach Kräften“, so die liberale Ministerin. Am Beispiel der jüngst in Rheinland-Pfalz eingeführten Niederlassungsbeihilfe Junglandwirte („Hofübernahmeprämie“) erläuterte Schmitt, welche konkreten Maßnahmen ergriffen werden: „Mit der Niederlassungsbeihilfe machen wir Hofübernahmen attraktiver und sorgen gleichzeitig für Investitionsanreize. Der technologische Fortschritt kommt auch der Landwirtschaft und damit letztlich auch dem Umweltschutz zugute. Mit dem Einzug von Digitalisierung und Precision Farming wandeln sich auch die Anforderungen an die Berufsbilder in der Agrarwirtschaft. Auch hier setzt unsere Unterstützung an“.
Mit Blick auf die Pläne der EU-Kommission, die Höchstmengen für Pflanzenschutzmittel bis 2030 pauschal um 50 Prozent zu reduzieren, fand die Ministerin klare Worte. „Die pauschalen Reduktionsziele lehne ich ab. Die Folgen für unsere Landwirtschaft und den Weinbau wären enorm. Bislang hat die Kommission auch noch nicht schlüssig darlegen können, wie sie auf den Wert 50 Prozent kommt. Für mich als Liberale steht fest: Wir wollen durch Fortschritt und Innovation einen Beitrag zur Reduktion leisten. Unbegründete Pauschalverbote lehne ich ab.“ Zum Instrumentarium eines integrierten Pflanzenschutzes gehörten landbauliche Elemente wie die Einhaltung von Fruchtfolgen sowie mechanische, biotechnologische und chemiebasierte Lösungen.
Schmitt, die als Wirtschaftsministerin auch für den Tourismus im Land zuständig ist, zeigte sich beeindruckt vom Konzept der Familie Krämer, die den Kapellenhof in Manderscheid führen. „Familie Krämer verbindet auf ihrem Hof zwei unverzichtbare Standbeine unserer Wirtschaft im Land. Landwirtschaft und ein touristisches Angebot werden hier sehr vorbildlich miteinander kombiniert“, erklärte die Ministerin.
Familie Krämer bewirtschaftet einen Milchviehbetrieb mit 200 Kühen und betreibt zudem einen mehrfach und auch 2023 wieder als beliebtesten rheinland-pfälzischen ausgezeichneten Ferienhof. Den Gästen werden vier Ferienwohnungen und vier Familienzimmer angeboten. Herr Krämer hob in seinem Beitrag hervor, dass auf seinem Betrieb die Urlaubsgäste Landwirtschaft hautnah erleben können. Sowohl bei außergewöhnlichen Ereignissen wie der Geburt eines Kalbes als auch bei den tagtäglich anfallenden Arbeiten können die Gäste mitwirken und erhalten einen Einblick in die heutige Landwirtschaft. Zudem bietet der Hof seinen Gästen auch Schlechtwetterangebote, wie z.B. ein großes Trampolin in der Scheune. Auch das gemeinsame Flammkuchenbacken im Steinofen ist nicht nur ein kulinarischer Genuss, sondern fördert die Kommunikation und ist zudem ein echtes Erlebnis. Hiervon konnten sich auch alle Anwesenden des Abends im Anschluss an die Veranstaltung überzeugen.
Referatsleiterin Hildegard Runkel, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, hob den Beitrag der Landwirtinnen und Landwirte für die Landschaftspflege hervor, welcher wesentlich zur hochwertigen touristischen Etablierung einer Urlaubsregion beiträgt. Durch Einkommensalternativen, wie Urlaub auf dem Bauernhof, Hofgastronomie oder Direktvermarktung, profitieren auch die Betriebe von der Kulturlandschaft. „Einkommensalternativen stellen hohe Anforderungen an die Familien und die Betriebe“, verdeutlichte Hildegard Runkel. So müssen, wie auf dem Hof Krämer, nicht nur die Ferienwohnungen den Anforderungen der Gäste entsprechen, sondern der ganze Hof sicher und attraktiv sein sowie die Familie sich aktiv in die Gästebetreuung einbringen. Das Diversifizierungsangebot muss zum Betrieb, zur Familie oder auch zur Lage des Hofes passen. „Ein professionelles Marketing sowie eine angemessene Preisgestaltung sind zudem wesentliche Erfolgsfaktoren, damit die Einkommensalternative ihren Namen auch zu Recht trägt“, verdeutlichte Hildegard Runkel. Neben den allgemein gestiegenen Kosten belasten aktuell insbesondere die hohen Baukosten und Zinsen die Betriebe.
In diesem Zusammenhang verwies Hildegard Runkel auf das umfangreiche Beratungsangebot der Landwirtschaftskammer, welches die Familie von der Entwicklung von Ideen bis hin zur Entscheidungsfindung mit Planungsentwürfen, Kostenschätzungen und Wirtschaftlichkeitsberechnungen unterstützt.
Unter den Gästen des im Rahmen einer "Sommertour" veranstalteten Besuchs befanden sich auch Herbert Mertin, Minister der Justiz, der Fraktionsvorsitzende Philipp Fernis sowie die Stellvertretende Fraktionsvorsitzende Cornelia Willius-Senzer. Auch der Ex-Bundesminister für Wirtschaft der Jahre 1972 bis 1977, Dr. Hans Friedrichs, nutzte die Möglichkeit, sich über aktuelle Themen zur Landwirtschaft und den Einkommensalternativen zu informieren.