Der landwirtschaftliche Betrieb auf der Oberweseler Hardthöhe wird gemeinsam von Rita und Stefan Heck sowie deren Tochter Christina Theis geführt. Rita Lanius-Heck, Vorstandsmitglied der Kammer, hat von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, eine „Klimabilanz“ des eigenen Betriebes berechnen zu lassen. Hauptaufgabe des EIP-Agri-Projekts „Klima Farm Bilanz“ war in den vergangenen drei Jahren, die Agrar-Klima-Beratung in Rheinland-Pfalz zu etablieren. Philipp Holz und Johannes Dries haben sich bundesweit vernetzt und für einheitliche Standards bei der Bilanzierung eingesetzt. Das Projekt lief Ende August aus, da keine Folgeförderung des Bundes zur Verfügung gestellt wurde.
„Wir versuchen seit jeher, unseren Betrieb nachhaltig zu führen“, sagt Christina Theis, selbst Diplom-Agraringenieurin, bei der nach dem Check üblichen Urkundenübergabe. „Durch die Nutzung unserer Hackschnitzelheizung und der Photovoltaik-Anlage können wir bis zu 90 Prozent unserer Emissionen, im Vergleich zu herkömmlicher Wärme- und Stromversorgung, auf dem Betrieb kompensieren. Darüber hinaus ist das Grünland unserer Mutterkühe eine CO2-Senke, welche jährlich 75 Tonnen CO2 im Boden speichert. Dass wir trotz der extensiven Bewirtschaftung im Grünland nach EU BIO-Verordnung nicht komplett Klimaneutral wirtschaften, hat mich anfangs überrascht“, sagte Christina Theis. Agrar-Klima-Berater Philipp Holz erklärte: „Auf den meisten Betrieben sind die CO2-Emissionen der Nutztiere und Böden höher als die Einsparungen. Das hängt vor allem mit den biogenen Emissionen zusammen“, so Holz. Methan aus der Wiederkäuerverdauung sowie Lachgasemissionen aus der Bewirtschaftung der Böden seien 25- bis 256-mal so klimawirksam wie Kohlendioxid. „Wissenschaft und Politik sind sich im Klaren darüber, dass die Landwirtschaft immer mit Emissionen verbunden ist. Es geht daher darum, Prozesse effizienter zu gestalten und innerhalb der Landwirtschaft ein Systemverständnis zu schaffen“, berichtet der Klimaberater. Die Einsparpotenziale der landwirtschaftlichen Betriebe liegen Holz zufolge durchschnittlich bei zwei bis fünf Prozent.
Die Perspektive durch die „Klima-Brille“ ermöglicht den Landwirtinnen und Landwirten, bei jeder Entscheidung den Klima-Aspekt mitzudenken. „Viele Betriebe möchten gerne mehr für die Umwelt und das Klima tun. Wir brauchen aber auch die Verbraucher als passive Klimaschützer, die uns durch den Kauf regionaler und saisonaler Produkte unterstützen“, betont Frank-Michael Uhle, Klimaschutzmanager des Rhein-Hunsrück-Kreises.
Für den Hof Hardthöhe hat die Bilanz den Plan gestärkt, zukünftig noch klimafreundlicher zu werden. „Es ist gut zu wissen, wo man steht“, sagt Philipp Neyer. Er ist Landbautechniker auf der Hardthöhe und hat gemeinsam mit Philipp Holz die relevanten Daten zusammengestellt. Die Betriebe erhalten eine ausführliche Ergebnismappe sowie eine Urkunde für die Teilnahme.
Im nun zu Ende gegangenen Projekt hat man sich bewusst dagegen entschieden, die CO2-Emissionen öffentlich zu machen. Jeder Betrieb ist individuell und hat daher individuelle Einsparmöglichkeiten. Insgesamt wurden den teilnehmenden Betrieben in fast 100 Bilanzen ein besseres Verständnis für ihre Emissionen gegeben und gleichzeitig aufgezeigt, mit welchen Maßnahmen sie noch klimaeffizienter wirtschaften können. Zu den großen Stellschrauben gehört beispielsweise die Fütterung mit hofeigenen Bestandteilen und eine vielfältige Fruchtfolge. „Im weltweiten Vergleich gehört Deutschland schon jetzt zu den klimafreundlichsten Produzenten. Gemeinsam mit den
Verbrauchern und der Politik können wir die Landwirtschaft in Deutschland noch effizienter machen und so weiterhin hochwertige und auch klimafreundliche Lebensmittel produzieren“, sind die Klimaberater überzeugt.