| Tierische Erzeugung

Schlachtbetriebe in Rheinland-Pfalz vor weiteren Schließungen

Der Ausschuss Tierische Produktion der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz beschäftigte sich in seiner letzten Sitzung mit einer breiten Palette an Themen.

Im Mittelpunkt standen dabei die Meldungen zu bevorstehenden Schließungen weiterer Schlachtbetriebe.

Situation der Schlachtstätten in Rheinland-Pfalz

Gerhard Saar, Geschäftsführer der Schweine-Vermarktungs-Genossenschaft Rheinland-Pfalz-Saar eG (SVG) und der Eifel-Rindfleisch-Absatzgemeinschaft w.V. (ERAG) gibt einen Überblick über die bestehenden Schlachtstätten in Rheinland-Pfalz. Besonders im Süden ist durch die angekündigte Schließung der Emil Färber GmbH & Co. KG in Zweibrücken zum 31.12.23 und eine ebenfalls in naher Zukunft mögliche Schließung des regionalen Schlachthof der Peter Braun Fleisch & Wurst GmbH & Co. KG in Kusel eine dramatische Situation für die Nutztierhalter entstanden. Im Norden ist die Schließung des Schlachthofes Klaus-Dieter Fuchs GmbH in Prüm ebenfalls ein Thema, verbunden mit einer Verlagerung des Schlachtbetriebes von Prüm nach Gerolstein. Es werden verschiedene Einflussfaktoren ausgemacht: schlechte Struktur in Rheinland-Pfalz mit weiten Anfahrtswegen und mangelnde Wirtschaftlichkeit vor allem für kleinere, regionale Schlachtbetriebe dadurch, dass die Kosten das einzelne Schlachttier deutlich höher belasten. Besonders im Hinblick auf die Tierschutztransportverordnung und die zunehmenden Forderungen zum Tierwohl mit weniger Transportstress wird der Druck auf die Tierhalter erhöht. Aber auch die schon länger immer wieder diskutierten unterschiedlichen Gebühren für die Fleischhygieneuntersuchung und die Entsorgung der Konfiskate spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle. 24 Landkreise in Rheinland-Pfalz bedeuten fast genauso viele unterschiedliche Gebühren sowohl im Falle von großen Tiergruppen als auch bei Einzeltieren egal ob es sich um Rinder, Schweine oder Schafe und Ziegen handelt. Hinzu kommt in jüngster Vergangenheit der Eindruck auf, dass die Kreisveterinärämter bei der Umsetzung der Anforderungen ein unterschiedliches Maß anlegen und dadurch weitere Nachteile für die Betriebe im jeweiligen Kreis erwachsen. Eine weitere Abwanderung in benachbarte Bundesländer ist schon jetzt festzustellen mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen, z. B. für die Finanzierung der Tierkörperbeseitigung in Rheinland-Pfalz.

Die Mitglieder im Ausschuss Tierische Produktion sind sich einig, dass sowohl die Bemessung und Anwendung der Fleischhygienegebühren als auch die Situation der Schlachtstätten in Rheinland-Pfalz auf den Prüfstand müssen. Seit Mitte 2023 wird in Bayern ein Modell für die Anwendung der Fleischbeschaugebühren praktiziert, dass eine einheitliche Anwendung nach Tierkategorien vorsieht und für Schlachtbetriebe bis zu einer Größe von 1.500 Schlachtungen im Jahr gilt. Die Anwendung eines solchen Modelles könnte auch für Rheinland-Pfalz passen.

Bezüglich derSituation bei den Schlachtstätten in Rheinland-Pfalz wird vorgeschlagen, zu einer Gesprächsrunde mit allen beteiligten Institutionen einzuladen, um die vorhandenen Unstimmigkeiten zu klären und Lösungsvorschläge für ein besseres Miteinander zu finden.

Aktuelle und anstehende Themen im Tierschutzbeirat Rheinland-Pfalz        

Patrick Steinke ist als Vorsitzender des Tierschutzbeirates auf Dr. Jens-Ove Heckel gefolgt. Herr Steinke ist Syndikus des Deutschen Vieh- und Fleischhandelsbunds eV und vertritt im Beirat den Bereich Industrie, Handel und Transport. Insgesamt besteht der Beirat aus 13 Mitgliedern und ihren Stellvertretern. Diese kommen aus den Bereichen Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben, Vertreter der Schulen und Hochschulen, Vertreter aus Zucht, Handel und Haltung von Zoo- und Kleintieren, Vertreter aus dem Bereich der Landwirtschaft, Fischerei und Jagd, Vertreter der Tierärzteschaft, Vertreter rheinland-pfälzischer Tier-, Natur- und Vogelschutzverbände sowie Vertreter rheinland-pfälzischer Tierschutzvereine. Die aktuelle Amtsperiode des Tierschutzbeirates gilt vom 24.11.22 bis zum 23.11.25. Patrick Steinke berichtet, dass der Beirat sich aktuell nur wenig mit Themen aus der Landwirtschaft oder Nutztierhaltung beschäftigt. Aktuelles aus der Arbeit des Tierschutzbeirates kann auf der Internetseite unter www.tierschutzbeirat-rlp.de nachgelesen werden.

Bericht zur Tierseuchenlage

Frau Dr. Julia Blicke vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität berichtet über die aktuelle Situation bei verschiedenen Tierseuchen. Schwerpunkt ihres Berichtes ist der Ausbruch der Blauzungenkrankheit mit dem in Europa neuen Serotyp 3 in den Niederlanden im Spätsommer und die damit einhergehenden Restriktionen im benachbarten Nordrhein-Westfalen. Aktuell haben Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen den Status Frei von Blauzungenkrankheit verloren. Für das Verbringen von Tieren aus den Restriktionsgebieten sind Regeln von der EU aufgestellt worden. Obwohl in Rheinland-Pfalz die Lage bis jetzt ohne Vorkommnisse ist, wirken sich die Einschränkungen im benachbarten Bundesland auch auf die Handelsströme für die Tierhalter in Rheinland-Pfalz aus. Vor allem die Vermarktung der mindestens 4 Wochen alten Kälber ist durch die Situation in den Niederlanden erschwert. Auch die Beschickung von Auktionen in Nordrhein-Westfalen ist für Betriebe aus Rheinland-Pfalz kaum noch möglich, da bei einem Nicht-Verkauf die Rückführung der Tiere nach Rheinland-Pfalz mit erheblichem Aufwand verbunden wäre. Da es im Herbst eine Phase von kaltem Wetter gab, besteht die Hoffnung, dass Rheinland-Pfalz bis zum Frühjahr 2024 verschont bleibt. Aktuell gibt es noch keinen zugelassenen Impfstoff in Deutschland gegen den Serotyp 3.

Weitere Themen sind die Aviäre Influenza oder Geflügelpest, für die es zwar einen Impfstoff gibt, die Impfung ist aber sehr kostenintensiv. Da Rheinland-Pfalz immer vom Vogelzug betroffen ist, ist hier in dieser Zeit mit entsprechenden Fällen zu rechnen. Das West-Nil-Fieber ist eine Viruserkrankung, die durch Stechmücken übertragen wird. Hauptwirte sind Vögel. Das Virus kann aber auch auf Menschen, Pferde und andere Säugetiere übertragen werden. Ähnliche Symptome wie die Blauzungenkrankheit hat die sogenannte epizootische hämorrhagische Krankheit für die es nach wie vor keinen Impfstoff gibt. Bezüglich BHV1 wird das Monitoring in Rheinland-Pfalz auf ein neues Konzept umgestellt, so dass in Betrieben mit geringerem Risiko weniger Untersuchungen notwendig werden. Zu BVD stellt Frau Blicke fest, dass die Fortsetzung mit Stanzohrmarken die günstigste Variante ist, um das Freisein zu belegen, was für den Erhalt des Status Frei von BVD notwendig ist. Bezüglich Salmonellose besteht eine Meldepflicht. Die zu ergreifenden Maßnahmen sind aber aktuell deutlich höher als es einer nach EU-Recht nicht gelisteten Erkrankung entspricht. Diese Maßnahmen sollen abgesenkt werden, wobei die zuständige Veterinärbehörde aber weiterhin die notwendigen Maßnahmen ergänzen kann.

Entwicklung Milchpreis Rheinland-Pfalz

Harald Kopp stellt die Markt- und Preisinformationen auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer vor (www.lwk-rlp.de). Die Auszahlungspreise für Rohmilch werden monatlich aktualisiert und veröffentlicht. Unter dem Reiter Markt & Statistik findet der interessierte Leser den Marktbericht mit allen Angaben zu Erzeugerpreisen pflanzlicher und tierischer Art, zu Preisen für Betriebsmittel etc.  Alle Marktpreise bzw. Statistiken – außer für Rohmilch - werden wöchentlich aktualisiert und auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer und in den rheinland-pfälzischen Bauernzeitungen veröffentlicht. Die fehlenden Preise im Bereich Ökologischer Landbau werden von Ausschussmitgliedern hinterfragt. Hier ermöglichen die vorhandenen Daten für Rheinland-Pfalz noch keine Auswertung. Harald Kopp weist aber ausdrücklich darauf hin, dass er und die Kollegen im Bereich Markt bei allen Fragen jederzeit telefonisch zur Verfügung stehen.

Buchführungsergebnisse Testbetriebsnetz Rheinland-Pfalz

Hans-Werner Brohl berichtet zu den Buchführungsergebnissen der Testbetriebe in Rheinland-Pfalz. Obwohl die Zahlen für das abgeschlossene Jahr 2022 relativ gut sind, ist aktuell die Stimmung in der Landwirtschaft schlecht. Zwar gab es für die Erzeuger höhere Preise im letzten Jahr, diese gingen jedoch mit deutlich höheren Kosten bei den Betriebsmitteln einher, die die guten Erlöse zu einem großen Teil aufgefressen haben. Die auch von den Medien immer wieder formulierten enormen Gewinne der Landwirtschaft in der letzten Zeit, können die Buchführungsergebnisse der Testbetriebe so nicht belegen. Es gibt große Unterschiede mit sehr erfolgreichen Betrieben, aber eben auch Betriebe, die mit dem Rücken zur Wand stehen. Die Erzeugerpreise sind inzwischen wieder deutlich niedriger, so dass sich die guten Ergebnisse im laufenden Jahr kaum halten werden. In der Diskussion werden die bevorstehenden Änderungen bei der Gemeinsamen Agrarpolitik angesprochen, die auch auf die Buchführungsergebnisse entscheidenden Einfluss haben werden.

Geförderte Beratung der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz

Die Geförderte Beratung wird von Referatsleiter Nils Töpperwien vorgestellt. Die betriebswirtschaftliche Beratung wird aktuell vom Land mit 80 % der Nettokosten gefördert. Betriebe, die diese Beratung in Anspruch nehmen wollen, erhalten eine detaillierte betriebswirtschaftliche Analyse mit welcher auch anstehende Investitionen oder betriebliche Planungen angegangen werden können. Eine Betriebs-, Liquiditäts- und Finanzierungsplanung ist ebenso möglich, wie eine Planung zur Weiterentwicklung des Betriebes. Wer neue Vermarktungskonzepte angehen möchte kann bei seinem Vorhaben betriebswirtschaftlich unterstützt werden. Gleiches gilt bei einer Wirtschaftlichkeitsberechnung für eine geplante Investition. Bei den einzelnen Maßnahmen werden die Fachreferate Einkommensalternativen, Bauen und Technik sowie die Tierproduktion mit eingebunden. Wer sich für eine geförderte Beratung der Landwirtschaftskammer interessiert, kann sich jederzeit an die Mitarbeiter in den Fachreferaten wenden.

Zum Abschluss der Sitzung dankt Manfred Zelder, langjähriger Vorsitzender des Ausschusses allen Teilnehmern für die gute Zusammenarbeit. Mit der Neuwahl der Vollversammlung der Landwirtschaftskammer wechselt die Besetzung des Ausschusses Tierische Produktion.

Gertrud Werner, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz

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