| Tierische Erzeugung

Treibhausgas-Emissionen senken – Wirtschaftlichkeit verbessern

Die letzte Sitzung des Ausschusses Tierische Produktion beschäftigte sich mit dem Thema Emissionen in der Milchkuhhaltung.
Milchkühe stehen im Fokus der Klimadiskussion, sind aber zur Verwertung nicht essbarer Biomasse unverzichtbar.

Der Vorsitzende des Ausschusses Manfred Zelder begrüßte die Teilnehmer und dankte den Vertretern vom Hofgut Neumühle für die Möglichkeit, die Sitzung dort durchzuführen. Johannes Steinfort, Leiter Digitalisierung und Außenbetrieb beim Hofgut stellte sich und die Herdenmanagerin Anna Schappert vor und berichtete kurz über Aufgaben und Berührungspunkte im Bereich Emissionen. Vor allem der Eiweißgehalt der Ration für die Milchkühe hat in vielen Versuchen im Mittelpunkt gestanden. Dabei wurde deutlich, dass eine Senkung des Eiweißgehaltes physiologisch möglich ist und sich damit eine Senkung der Emissionen verwirklichen lässt.

Das Nachhaltigkeitsprogramm von Arla Foods

Samuel Vincze und Johannes Mertesdorf sind als Koordinatoren für landwirtschaftliche Nachhaltigkeit bei Arla Foods beschäftigt. Sie geben einen Überblick über das Unternehmen und stellen das Nachhaltigkeitsprogramm von Arla Foods vor. Ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensstrategie ist das Erreichen der Klimaziele für 2030, beispielsweise den CO2-Fußabdruck von aktuell (Stand 2021) etwa 1,15 auf 0,88 kg CO2 pro kg Milch zu reduzieren. Es werden 5 besonders wichtige Faktoren definiert (die Big 5), mit denen ein Drittel der 30%igen Reduktion der CO2-Emissionen bis 2030 erreicht werden können: Futtereffizienz, Proteineffizienz, Langlebigkeit der Tiere, Düngemitteleinsatz und Flächennutzung. Daraus hat die Molkerei ein Anreizmodell für Nachhaltigkeit entwickelt, welches auf den vorhandenen Klima-Check-Daten der einzelnen Betriebe aufbaut und den landwirtschaftlichen Betrieb für ergriffene Maßnahmen mit einem bestimmten Zuschlag beim Milchgeld entlohnt. Die erforderlichen Mittel dafür werden durch eine Umverteilung erreicht, d. h. der Grundpreis wird abgesenkt. Die Kontrolle der Maßnahmen auf den Höfen erfolgt über die Société Générale de Surveillance (SGS) aus der Schweiz.

Ergebnisse des EIP-Projektes Klima-Farm-Bilanz         

Philipp Holz berichtet zu den Ergebnissen des EIP-Projektes Klima-Farm-Bilanz. Es haben insgesamt 40 Betriebe eine Klimaschutzberatung im Rahmen des Projektes in Anspruch genommen. Die Erfassung der Daten ist mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden. Da parallel auch die Molkereien von ihren Betrieben Daten zur Klimabilanzierung abgefragt haben, waren einige Betriebe aufgrund fehlender Kompatibilität mit den Datenmasken der Molkereien nicht mehr bereit, ihre Daten für die Auswertung noch einmal zusammenzustellen.

Die Ergebnisse der Auswertungen lassen erkennen, dass die CO2-Fußabdrücke ausgewählter Produkte in Rheinland-Pfalz im mittleren bis positiven Bereich liegen. D. h. viele Betriebe gehen bereits bewusst mit dem Thema Klimaschutz und Reduktion von Treibhausgasen um. Es besteht aber auch noch weiteres Potential, die Bilanzen zu verbessern und die Emissionen zu senken.

Der Klima-Check der Landwirtschaftskammer ist geeignet, die Betriebe für das Thema Klimaschutz zu sensibilisieren und Stellschrauben sowie Potentiale für die Verbesserung aufzuzeigen. Darüber hinaus kann der Klima-Check Öffentlichkeitsarbeit umsetzen und über das aufgebaute regionale und bundesweite Netzwerk zur Versachlichung des Themas in der Gesellschaft beitragen. Informationen zum Projekt können auch über die Internetseite www.klima-farm-bilanz.de abgerufen werden.

Treibhausgas-Emissionen von Milchviehbetrieben aus der Großregion

Das Interreg-Projekt AUTOPROT zielte darauf ab, Maßnahmen und Innovationen zur Verbesserung der Eiweißautarkie in den Milchviehbetrieben in der Großregion zu verbreiten. Die Großregion umfasst das Land Luxemburg, die Landesteile Wallonien in Belgien und Lothringen in Frankreich, das Bundesland Saarland und den überwiegenden Teil von Rheinland-Pfalz. Unter Autarkie ist in diesem Zusammenhang die Unabhängigkeit von importiertem Eiweiß zu verstehen und das Bestreben, die Eiweißversorgung soweit wie möglich über betriebseigene Eiweißquellen sicherzustellen.

Bei der Durchführung des Projektes waren landwirtschaftliche und berufsständische Organisationen und Einrichtungen aus Luxemburg, Wallonien, Lothringen sowie die Landwirtschaftskammern im Saarland und in Rheinland-Pfalz beteiligt. Die luxemburgische Genossenschaft für Tierhaltung und landwirtschaftliche Beratung CONVIS war als Leadpartner für die Koordination des gesamten Projektes verantwortlich und wurde vor allem vertreten durch Rocco Lioy als Leiter des Projektes. R. Lioy stellt die Ergebnisse des Projektes vor und macht deutlich, dass die wesentlichen Einflussfaktoren der Eiweißautarkie in der Intensität der Tierhaltung, im Kraftfuttereinsatz und im Anteil an Raufutter und Eigengetreide zu finden sind. Bei der Auswertung der Betriebsdaten wird in Luxemburg seit Jahren eine Einteilung in vier Kategorien vorgenommen: intensive Betriebe, mittelintensive nicht-effiziente, mittelintensive effiziente und extensive Betriebe.

Festzustellen war, dass es ein erhebliches Potential an verschiedenen Verbesserungsmöglichkeiten besonders im Bereich der Fütterung gibt. Hier ist bei vielen Betrieben ein unnötig hoher Eiweißgehalt in der Ration gegeben, eine Erkenntnis, die durch die Ergebnisse von verschiedenen Versuchsanstalten, z. B. dem Hofgut Neumühle, bestätigt wird. Auch im Bereich der Futterkonservierung sind Verbesserungsmöglichkeiten vorhanden, sowohl was die Qualität des Futters als auch die Verluste beim Einbringen des Futters angeht.

Eine Steigerung der Eiweißautarkie verbessert nicht nur die Autarkie sondern auch das wirtschaftliche Ergebnis der Betriebe und kann zu einer Reduktion des Netto-CO2-Ausstoßes beitragen. Dabei ist zu beachten, dass der CO2-Ausstoß je kg energiekorrigierte Milch (ECM) sich antagonistisch zum CO2-Ausstoß je ha verhalten kann. Für die in allen Regionen der beteiligten Partner ausgewerteten Jahre zeigte sich ein Vorteil bei den effizienten mittelintensiven Betrieben. Eine Auswertung der teilnehmenden Betriebe ausschließlich aus Luxemburg für die Jahre 2017 bis 2019 erbrachte dagegen Vorteile der intensiven Betriebe. Eine umfangreiche Materialsammlung mit technischen Datenblättern, Berichten, Auswertungen und Videos zu Innovationen ist auf der Internetseite des Projektes www.autoprot.eu zu finden.

Gertrud Werner, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz

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