Es wurden zwei Milchviehbetriebe und ein Mutterkuhbetrieb besucht. Zunächst ging es nach Bad Münstereifel (Kolvenbach) auf den in 350m über NN gelegenen Hof von Sebastian Bützler. Der Betrieb hält knapp 200 Milchkühe der Rasse Holstein (165 davon in Milch) und ca. 200 Tiere der weiblichen Nachzucht. Bewirtschaftet werden 220 ha Gesamtfläche, wovon 200 ha Dauergrünland (davon sind 180 ha intensiv genutztes Grünland und 20 ha extensive Hangflächen) und 20 ha Silomais (im Wechsel mit einem anderen Betrieb) sind. Die Flächen sind auf sandigem Lehm mit max. 25 Bodenpunkten. Derzeit werden die Kühe an drei Automatischen Melksystemen gemolken. Der 2010 erbaute sechsreihige Boxenlaufstall wird gerade angebaut und um 33*40m mit großen Strohliegebereichen und einem weiteren Automatischen Melksystem erweitert. Der Betriebsleiter sehr viel auf Technik, so nutzt er die sogenannte Smart Stall Technologie, wodurch er viele Einrichtungen im Stall, wie zB die eingebaute 2021 installierte Schlauchlüftung aber auch die Curtains über das Smartphone steuern kann. Außerdem wird gerade eine 150kW Biogasanlage gebaut. Die Milchviehherde erzielt eine hervorragende Jahresleistung von 13.097 kg ECM mit 4,05 % Fett und 3,42 % Eiweiß, eine Lebensleistung der Abgangstiere von 46.900 kg Milch und eine Lebenstagsleistung von 22,3 kg. Die Kälber werden ad libitum mit angesäuerter Vollmilch getränkt. Eine Besonderheit des Betriebes ist, dass sehr viel Öffentlichkeitsarbeit betrieben wird. Sebastian Bützler ist seit einigen Jahren sehr aktiv im Social Media Bereich (Instagram, TikTok und YouTube) und hat auf diesen Plattformen auch mehrere Tausend Follower. Außerdem hält er viele Vorträge auf Veranstaltungen, macht gibt Führungen auf seinem Betrieb und erhält jährlich mehrere Presseanfragen. Bützler wurde 2023 mit dem CERES-Award ausgezeichnet.
Danach ging es weiter ins ca. 16 km entfernte Mechernich-Lorbach auf den Antoniushof von Helmut und Lukas Dahmen. Der Betrieb, der 460 m über NN liegt, bewirtschaftet 220 ha Gesamtfläche, davon sind 100 ha Acker und 120 ha Grünland. Die Flächen sind auf sandigem Lehm mit 20 bis 65 Bodenpunkten. Die gesamte Futterernte erfolgt durch den Lohnunternehmer. Der Viehbestand beläuft sich auf 465 schwarzbunte Holsteinkühe und 240 Tiere weiblicher Nachzucht, die zum größten Teil an einem anderen Betriebsstandort aufgezogen wird. Die Herde ist genomisch typisiert, dh Lukas Dahmen lässt alle weiblichen Kälber genomisch testen und kann so schon bei den Jungrindern die für ihn züchterisch interessanten Tiere selektieren. Seine Zuchtstrategie ist, dass 2/3 der Herde mit Fleischrassesperma besamt werden und das andere Drittel mit weiblich gesexten Holsteinbullen belegt werden. Die Milchkühe werden in einem 2016 erbauten Boxenlaufstall gehalten und in einem 44er Außenmelkerkarussell gemolken. Es wird eine Milchleistung von knapp 11.000 kg mit sehr guten Inhaltsstoffen von 4,41 % Fett und 3,99 % Eiweiß gemolken. Die Kälber werden an Tränkeautomaten mit Vollmilch getränkt. Auf dem Antoniushof arbeiten neben den beiden Betriebsleitern (Vater und Sohn), die beide auch viel ehrenamtlich tätig sind, einige Angestellte, die in einem festen Schichtsystem eingeteilt sind. Zu dem Betrieb gehören neben den Kühen auch zwei 1,5 MW-Windkraftanlagen (Bau 2001) und eine 2017 erbaute 75kW-Biogasanlage für Gülle.
Nach einer Tasse Kaffee und Lebkuchen ging ins benachbarte Kall-Frohnrath zur Limousinzucht von Willi und Karl-Josef Gerhards. Der Bioland-Betrieb bewirtschaftet 120 ha Gesamtfläche, davon sind 100 ha Grünland und 20 ha Acker. Der Tierbestand umfasst 120 Tiere der Rasse Limousin (davon 40 Mutterkühe + Nachzucht, Absetzer und Deckbullen). Die Kühe werden über Sommer auf der Weide gehalten und im Winter im Tiefstreustall mit ausreichend Platz und hohem Kuhkomfort. Gefüttert wird mit Rundballensilage. Alle Tiere sind im Fleischrinder Herdbuch Bonn registriert. Die beiden Brüder sind züchterisch sehr engagiert und interessiert, sie beschicken erfolgreich Tierschauen und verkaufen hochwertige Zuchttiere in andere Betriebe. Das gesteckte Zuchtziel großrahmiger Tiere mit sehr guter Bemuskelung und hohen Tageszunahmen erreichen Willi und Karl-Josef Gerhards mit ihrer genetisch hornlosen Limousinherde problemlos. Die Schlachtrinder werden über Biorind vermarktet. Zum Abschluss wurden die Teilnehmer auf der Stallgasse mit heißen Getränken sowie leckerem Kuchen bestens verköstigt und konnten sich nach einem ereignisreichen Tag mit vielen neuen Ideen und Eindrücken im Gepäck auf den Rückweg machen.
Die diesjährige Züchterfahrt der Züchtervereinigung Trier-Wittlich war ein voller Erfolg. Ein ganz besonderes Dankeschön an die drei sehr unterschiedlichen und vorbildlich geführten Betriebe, die uns interessante Einblicke in ihre tägliche Arbeit gewährten.
Nadine Hemmes, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz